Lehrer müssen oft schwierige Gespräche führen. Eltern identifizieren sich stark mit ihren Kindern und empfinden Kritik an ihnen schnell als Angriff auf ihre Erziehungsfähigkeiten. Deshalb werden sie in Elterngesprächen persönlich oder gar ausfällig. Lehrer bekommen den Eindruck, dass Eltern blind für die Problematik sind und nur um bessere Note feilschen wollen.
Hier finden Sie Vorschläge, wie Sie Elterngespräche konstruktiv gestalten.

1. Überprüfen Sie Ihre innere Haltung
Wenn Sie als Lehrer die aktuelle Situation der Familie kennen und wissen, wie das Problem entstanden ist, können Sie im Elterngespräch empathischer agieren. Eltern wollen von Lehrern mit Respekt und Wertschätzung behandelt werden. Nur in einem Gespräch auf Augenhöhe können Probleme konstruktiv gelöst werden.

2. Seien Sie vorbereitet
Machen Sie sich Notizen zu dem Problemverhalten des Schülers und nehmen Sie Ihr Klassenbuch mit. Sind die Noten des Schülers Gesprächsinhalt, bringen Sie die Klassenarbeiten und Tests mit, um die Leistungen des Schülers zu belegen.
Schreiben Sie sich Ihr persönliches Ziel des Elterngesprächs auf. Teilen Sie den Eltern die voraussichtliche Dauer des Gesprächs mit und gegebenenfalls, wer am Elterngespräch teilnehmen wird.

3. Schaffen Sie eine Wohlfühlatmosphäre
Achten Sie darauf, dass der Klassenraum ansprechend auf die Eltern wirkt. Stellen Sie, falls möglich, etwas zu trinken zur Verfügung. Gehen Sie auf die Eltern zu und begrüßen Sie sie. Machen Sie etwas Smalltalk, sprechen Sie die Ressourcen des Kindes an und sagen Sie etwas Nettes über das Kind.

4. Planen Sie genügend Zeit ein
Eltern wollen in einem Gespräch dem Lehrer ihre Probleme und Sorgen mitteilen. Stellen Sie sicher, dass das Gespräch in ungestörter Atmosphäre stattfinden kann. Planen Sie genügend Zeit für Diskussionen ein.

5. Machen Sie sich Notizen
Nehmen Sie die Anliegen und Wünsche der Eltern ernst und fragen Sie bei Unklarheiten nach. Stellen Sie offene Fragen, so dass die Eltern ausführlicher antworten müssen. Schreiben Sie sich wichtige Dinge auf. So können Sie später auf Ihre Notizen zurückgreifen. Fassen Sie die Gesprächsinhalte der Eltern zusammen, damit sich die Eltern von Ihnen verstanden fühlen.

6. Hören Sie aktiv zu
Lehrer sollten nicht sofort auf alle Aussagen während eines Elterngesprächs eingehen. Manche Eltern müssen zuerst Dampf ablassen, bevor ein sinnvolles Gespräch stattfinden kann. Lassen Sie Kritik zu. Sagen Sie den Eltern gegebenenfalls, dass Sie darüber nachdenken werden und geben Sie einen Fehler zu, falls die Eltern recht haben. Haben Sie Vorschläge, wie die Eltern ihr Kind unterstützen könnten, stellen Sie diese in Frageform den Eltern vor. So können die Eltern diese besser annehmen.
Sollte das Gespräch zu schwierig oder die Eltern ausfällig werden, verbalisieren Sie dies und vertagen das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt.

7. Bleiben Sie sachlich
Beschreiben Sie das Verhaltens des Schülers, ohne diesen zu bewerten. Aussagen, die das Kind negativ darstellen, veranlassen die Eltern dazu, es zu verteidigen oder zum Gegenangriff überzugehen. Sprechen Sie durch Ich-Botschaften und machen Sie deutlich, dass Sie ebenfalls an einer Problemlösung interessiert sind. Stellen Sie Vermutungen an, was die Situation verbessern könnte und fragen Sie die Eltern nach ihren Ideen.
Beschränken Sie sich auf die dringendsten Probleme. Sprechen Lehrer oder Eltern zu viele Dinge gleichzeitig an, sprengt dies den zeitlichen Rahmen und belastet die Gesprächsatmosphäre.

8. Loben Sie die Eltern
Lehrer sollten die Bereitschaft der Eltern, sich mit der schwierigen Situation ihres Kinder in der Schule auseinander zu setzen nicht als Selbstverständlichkeit sehen. Drücken Sie den Eltern Ihre Wertschätzung aus, indem Sie sich bei ihnen für ihre Mitarbeit bedanken. Loben Sie die Eltern für gute Ideen und dass sie bereit sind, Vorschläge von Ihnen auszuprobieren.

9. Eskalierende Gespräche
Probleme von Schülern sollten Lehrer keinesfalls am Telefon besprechen. Teilen Sie den Eltern mit, dass Ihnen das Thema zu wichtig ist, um es zwischen Tür und Angel zu behandeln.
Sollten Elterngespräche ausufern oder unsachlich werden, beenden Sie das Gespräch und bieten den Eltern einen Folgetermin an, um in konstruktiver Atmosphäre weiter am Problem zu arbeiten.
Lehrer sollten keine Scheu davor haben, sich Unterstützung bei Kollegen, Schoolworkern oder Schulpsychologen zu holen, wenn sie den Eindruck haben, dass die Situation oder Beziehung zwischen Eltern und Lehrer dies erfordert.

10. Win-Win-Situationen
Viele Probleme können nicht innerhalb eines Gesprächs gelöst werden. Gehen Sie Kompromisse ein und seien Sie mit Teilzielen zufrieden. Halten Sie diese schriftlich fest und vereinbaren Sie ein weiteres Elterngespräch.
Lehrer sollten ein Gespräch immer mit positiven Aussagen beenden. Verweisen Sie nochmals auf die Ressourcen des Kindes und bedanken Sie sich bei den Eltern für ihre Mithilfe bei der Verbesserung der schulischen Situation.

Lehrer sollten Ihre Werte und Einstellungen kennen und akzeptieren, dass diese nicht immer mit denen der Eltern übereinstimmen. Elterngespräche können nur erfolgreich verlaufen, wenn sich die Teilnehmer bewusst sind, das sie alle in einem Boot sitzen und nur gemeinsam eine Lösung finden können. Fällt dies einem Lehrer generell oder in einem besonderen Fall schwer, sollte er sich beraten lassen.

Genderhinweis

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Wir legen großen Wert auf Diversität und Gleichbehandlung. Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Texte wählen wir jedoch oftmals entweder die maskuline oder die feminine Form. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung anderer Geschlechter. Wenn wir also beispielsweise von Lehrern und Schülern sprechen, meinen wir selbstverständlich auch Lehrerinnen und Schülerinnen.
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