Mehr Respekt vor Lehrern bitte!
Die 10b hatte schon lange einen zweifelhaften Ruf.
Die meisten Lehrer lieben ihren Beruf, den sie engagiert ausübten. Doch zur „B“ ging keiner ohne Bauchgrummeln. Im Lehrerzimmer reichte ein lapidares „Die B wieder“ – schon wusste jeder Bescheid. Die Metapher der Schlangengrube wird oft bemüht, hier traf sie zu.
Es war eine gewöhnliche zehnte Klasse, eines normalen Gymnasiums, einer durchschnittlichen Kleinstadt im Herzen Hessens.
Doch die Umgangsformen und die Ablehnung, die die Schüler hier ihren Lehrern gegenüber offenbarten, brachten die erfahrensten Pädagogen ins Straucheln.
Schon beim Eintreten der Lehrkraft ging nicht mehr als ein Raunen durch die Reihen. An eine Begrüßung seitens der Schüler war erst gar nicht zu denken. Die meisten Schüler hoben nur kurz und eher reflexartig den Kopf und versanken dann wieder gedankenverloren in ihrer zuvor begonnenen Tätigkeit. Respektlos kamen einige Schüler Minuten zu spät zur jeweiligen Unterrichtsstunde.
Respekt vor Lehrern: Mangelware im Jahr 2018?
Die Tafel war grundsätzlich noch mit dem Unterrichtsstoff der vergangenen Stunden beschriftet. Für das Tafelwischen fühlte sich jedoch keiner so recht verantwortlich. So verwunderte es auch nicht, dass grundsätzlich keine frische Kreide zu finden war. Unerfahrene Lehrkräfte mussten also erst welche aus dem Lehrerzimmer organisieren, erprobte „B-Zähmer“ brachten ihre Kreide seit geraumer Zeit selber mit.
Doch die Nichtanerkennung gegenüber der Person, die den Unterricht leitete, machte sich noch vielfältiger bemerkbar.
Allen Versuchen und Maßnahmen zum Trotz herrschte in dieser Klasse ein dauerhaft hoher Lärmpegel, der das Unterrichten erschwerte und an manchen Tagen fast unmöglich machte.
Unentwegt flogen die unmöglichsten Dinge durch den Klassenraum, sobald die Lehrkraft den Schülern den Rücken zudrehte. Von selbstgeschriebenen Briefchen, über Federmäppchen, bis hin zu Schuhen, war alles dabei.
Hausaufgaben wurden, sofern sie überhaupt gemacht wurden, dreist voneinander abgeschrieben. Fehler wiederholten sich so über ganze Bankreihen. Auf die fehlende Vorbereitung angesprochen, kam es nicht selten zu fadenscheinigen Begründungen, die jeglichen Respekt vermissen ließen.
Mindestens zwei oder drei Schüler nutzten den Unterricht regelmäßig für ein ausgedehntes Frühstück. Eifrig kauend saßen sie ihren Lehrern gegenüber und waren aufgrund ihrer vollen Münder für Wortmeldungen nicht mehr zu gebrauchen. Respektloser ging es kaum.
Okay, das kam alles auch in anderen Klassen vor. Doch dieses offensive Zurschaustellen mangelnden Respekts war hier schon besonders sichtbar.
Klar, dass jeder Lehrer froh war, wenn die erlösende Schulglocke das Ende der Unterrichtsstunde verkündete. Bis zum nächsten Einsatz in der „B“.
Wie sind Ihre Erfahrungen? Unterrichten Sie eine 10b? Wie erlangen Sie als Lehrer Respekt?